- DER KABYLISCHE FRÜHLING* -

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"Der Mensch ist frei geboren, doch überall liegt er in Ketten."
- Jean-Jacques Rousseau -


Der Berberfühling 2013 in München

Es war eine interessante Veranstaltung am 27. April 2013 im "EineWeltHaus" in München

Anlass: Der 33. Jahrestag des Berberfrühlings in der Kabylei.


Der Jahrestag 2013 stand dabei ganz im Zeichen der Frau. Gezeigt wurde der ca. 25-minütige Kurzfilm "Le tuteur de Madame la ministre" ("Der 'Tuteur'* der Ministerin") der kabylischen Schauspielerin und Regisseurin Djamila Amzal.




Djamila Amzal sowie der Dolmetscher für die deutschen Gäste der Veranstaltung


Der Film aus dem Jahr 2004 erzählt von der Schwierigkeit eines Paares, das heiraten möchte und nach einem geeigneten Tuteur* für die Braut - welche Ministerin ist - sucht.



In diesem Film verurteilt Djamila Amzal den Artikel 11 des algerischen Familienrechts "Code de la famille", der besagt, dass "die Eheschließung einer Frau in Gegenwart ihres 'Tuteurs'* stattfinden muss. Dieser kann ihr Vater sein, ein naher Verwandter oder aber auch eine männliche Person ihrer Wahl. Der Richter übernimmt die Rolle des Tuteurs* für diejenige, die keinen hat."

KEINE Eheschließung also OHNE Tuteur*...!!! Egal, welchen Posten eine Frau inne hat.


*Tuteur = eine Art Vormund/Betreuer



Den Artikel 11 gibt es seit dem Jahr 1984; er ist mehr oder minder als Antwort auf den Berberfrühling 1980 zu sehen - die Kabylen sind der algerischen Regierung schlicht und ergreifend zu sehr westlich orientiert. Die algerischen Machthaber haben sich deshalb als Antwort dazu entschlossen, die Islamisten zu instrumentalisieren, mit der Folge, dass ein neues Familiengesetz verabschiedet wurde, welches auf der Scharia basiert. Den absurdesten Aspekt aus diesem Gesetz - den bereits genannten Artikel 11 - stellt Amzals Film vor. Es ist sehr klar, dass dieser Artikel einen Rückschritt darstellt - war Algerien in den Jahren nach der Befreiung von der französischen Kolonialmacht doch eine eher dem Fortschritt zugewandte Republik.



Djamila Amzal erklärte, dass der gezeigte Film ihre Art von Protest gegen die Unterdrückung der Kabylei sowie speziell auch gegen den diskriminierenden Artikel 11 sei.

Amzal machte darauf aufmerksam, der Film habe zumindest bewirkt, dass im Jahr nach seinem Erscheinen der Artikel 11 ein wenig modifiziert  - gelockert - wurde. So waren bei der Einführung des Artikels 11 die Anforderungen an den Tuteur noch strenger.




Weiter wurde im Verlauf der Diskussion auf die unveränderte Situation der Kabylei eingegangen. Es wurde wieder einmal sehr deutlich, dass viele Kabylen sich entschieden von der Islamisierung bzw. Arabisierung distanzieren. Sie wollen ganz einfach als Berber mitsamt ihrer Kultur wahrgenommen werden sowie frei und selbstbestimmt leben dürfen.



links Lyazid Abid - Minister der kabylischen Exilregierung; er moderierte den Abend





anschließend an die Filmvorführung entspann sich eine lebhafte Fragerunde sowie eine angeregte Diskussion








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