- DER KABYLISCHE FRÜHLING* -

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"Der Mensch ist frei geboren, doch überall liegt er in Ketten."
- Jean-Jacques Rousseau -


Der Hintergrund des "Kabylischen Frühlings"



Es war im April 1980 als ein kabylischer Schriftsteller einen Vortrag über Berber-Poesie an der Universität von Tizi Ouzou halten wollte. Die algerischen Machthaber sahen dies als Bedrohung; für sie ist leider alles, was mit kabylischer Geschichte und Kultur zu tun hat, eine Bedrohung. Geschichte, Kultur und Brauchtum sind nur dann legitim, wenn sie eine arabische bzw. muslimische Basis haben.
Für die algerische Einheitspartei FLN ("Front de Libération Nationale" = Nationale Befreiungsfront) gibt es nur
EIN VOLK, EINE Sprache, EINE Religion, EINE Geschichte, EINE EINZIGE Ideologie - nämliche EINE arabisch-muslimische einheitliche Nation mitsamt einem Einparteiensystem.
Deshalb ist alles, was nicht in diesen Rahmen passt, untersagt, da ansonsten die Säulen des algerischen Staates gefährdet werden könnten. Aus diesem Grund wurde der Vortrag durch die Polizei verboten, woraufhin die kabylischen Studenten mit einem Streik begannen.


In der Nacht vom 19. auf den 20. April - ca. zwei bis drei Wochen nach Beginn des Streiks - suchten Streitkräfte Studentenwohnheime auf und schlugen Studenten krankenhausreif. Dieser Gewaltakt dauerte bis zum nächsten Morgen.


Infolge dieser Gewalt-Nacht beteiligte sich sodann die Bevölkerung ebenfalls an den Auseinandersetzungen, welche mehrere Tage andauerten und einige Repressalien nach sich zogen. Beispielsweise wird eine Gesetzesänderung, die es in sich hat, mit diesen Tagen in Zusammenhang gebracht.


Seit diesem Zeitpunkt gedenken die Kabylen
am 20. April
den Geschehnissen.
Genannt wird dieser
inoffizielle, weil kabylische, Feier- bzw. Gedenktag
aufgrund des Zeitpunkts 
"BERBERFRÜHLING"
("
Tafsut Imazighen").


Ziemlich genau 21 Jahre später - am 18. April 2001 - kam es zu Demonstrationen in einem kabylischen Dorf, in deren Verlauf ein Polizist grundlos einen jungen Mann erschoss.


Aufgrund dieser Provokation und der Tatsache, dass drei Tage später drei Gymnasiasten unter fadenscheinigen Begründungen verhaftet wurden, kam es zu wochenlangen Schlachten zwischen der kabylischen Bevölkerung und den Polizisten, in deren Verlauf  127 junge Kabylen ums Leben kamen und Tausende teils schwerst verletzt wurden. 


Bis nach Algier reichten diese Schlachten. Außerdem wurden Schulen bestreikt, mit der Absicht, dass die Berbersprache Tamazight als Nationalsprache anerkannt wird, was dann sogar gelungen ist (auch wenn diese Sprache immer noch sehr stiefmütterlich behandelt wird).


Diesen Geschehnissen wird jedes Jahr zeitgleich zum "Berberfrühling"
in Form von
weltweiten Veranstaltungen sowie Kundgebungen
gedacht

und nennt sich wegen
der vielen Toten und Verletzten
"SCHWARZER FRÜHLING"
("
Tafsut Tavarkant").



Die Ereignisse 2001 haben außerdem dazu geführt, dass eine Autonomiebewegung gegründet wurde, welche im Jahr 2010 eine kabylische Exilregierung ausgerufen hat.

Der Kampf der Kabylen
um Freiheit 
hat nie aufgehört und
hält weiter an.
Er verdient weltweite Beachtung.


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